Nicht schon wieder!

Auf der gut ausgebauten Straße geht es sehr zügig Richtung El Salvador. Einen Moment nicht aufgepasst und schon ist es passiert. Hinter einer Kurve geht die zweispurige Autobahn direkt in ein Dorf über. Ein riesiger Lkw kriecht gerade über den Toppe (Betonhügel) am Dorfeingang als wir angerauscht kommen.


Ich versuche mein bestes die Geschwindigkeit zu reduzieren aber der Reifen verliert den Halt und wir schlittern direkt auf den Lkw. Nach einem kurzen Black-Out finden wir uns am Straßenrand wieder. Wir sind von Schaulustigen umringt die aber sehr hilfreich sind und die Ambulanz bereits verständigt haben. Die Polizei ist schon Vorort und  beginnt den Unfall auf zu nehmen. Nachdem ich mich kurz sortiert habe mache ich mich daran den Schaden zu begutachten.

1. Marie, ist bis auf einen Kratzer an der Wange und einer vermutlichen Gehirnerschütterung ok.

2. Die Suzuki, wurde von Anwesenden unter dem Lkw hervor geholt und aufgestellt. Der Lenker erinnert eher an einen Stummel-Lenker. An der linken Seite hat etwas die iranischen Eseltaschen abgeschnitten und ein tiefen Kratzer in den Kunststofftank gerissen. Aus dem Spalt läuft Benzin heraus. Ich kippe unsere Wasservorräte aus und fülle die Flaschen mit Benzin, bis das Level unterhalb des Lecks ist.

Glück im Unglück. Das Vorderrad und die Gabel scheinen unbeschädigt zu sein. Um das Heck brauche ich mir keine Sorgen machen. Der Massive Träger den wir in Kalifornien zusammen geschweißt haben und die Tesch Taschen stecken den Unfall unbeschadet weg.

3. Ich. Als das Adrenalin abebbt kommt dann aber doch noch ein Problem dazu. Ein stechen in der Brust zwingt mich dazu mich hin zu legen.

Diesmal entscheide ich mich mit der Ambulanz mit zu fahren und in ein Krankenhaus zu gehen. Bevor wir abfahren schärft Marie den Polizisten noch einmal ein, dass diese auf das Motorrad aufpassen sollen.

Der Krankenwagen ist ein modifizierter Pickup. Es gibt kein medizinisches Fachpersonal, lediglich einen Fahrer. Ich lege mich auf die vorgesehene Pritsche und Marie setzt sich neben mich.

Mit Vollgas geht es Richtung Krankenhaus. Der Fahrer ignoriert jeden Hügel und jedes Schlagloch. Erst als ich vor schmerzen mit Schlägen gegen die Wand und Gebrüll auf mich aufmerksam mache, drosselt er das Tempo.

Im Krankenhaus angekommen steht auch gleich wieder ein Kamerateam bereit. Marie und mir ist aber nicht nach Interview zumute und so geht es gleich weiter zur Untersuchung. Es werden Röntgenbilder gemacht und eine Runde Schmerzmittel verteilt was Marie ablehnt, ich aber dankend annehme.

Die Röntgenaufnahmen sind auf einem sehr schlechten Niveau aber es scheint alles heile geblieben zu sein. Am Tropf bekommen wir das erste mal richtig Gelegenheit zu realisieren was geschehen ist.

Nach der halben Dosis entscheide ich, dass es genug ist. Die Sorge um das Motorrad ist wiedermal größer als der Schmerz.

Das gute an Guatemala ist, dass Krankenhäuser kostenlos sind. Das heißt für uns, kein Papierkram mit der Versicherung.

Die Polizei ist so nett und fährt uns zurück zum Unfallort.

Der Lkw ist weg, aber ein paar Polizisten und die Suzuki stehen noch da.

Nach einigem hin und her gelingt es Marie die Polizisten zu überreden, uns und das Motorrad bis nach Jutiapa (die nächst größte Stadt) zu bringen. Als Bezahlung bekommen sie eine Gallone von dem abgezapften Benzin.

Wir Laden das Motorrad neben einer Werkstatt ab. Hier arbeiten 3 junge Männer, die optimistisch uns motiviert den Schaden in Augenschein nehmen. Mit einem großen Rohr wird der Lenker gerichtet, was überraschend gut funktioniert. Ich bin sehr froh über meine Handschützer mit Aluminiumbügel. Ohne die wären meine Hände sicher nicht so Unbeschadet davon gekommen. Schnell ist auch eine Paste aufgetrieben, die den Tank abdichtet.

Ein neuer Blinker ist auch noch drin.

Reparaturkosten: knapp 10 Euro.

Es dämmert bereits, deshalb machen wir uns auf ins nächst gelegene Motel.


Kopfschmerzen und Schwindel sollen uns die nächsten Tage noch verfolgen. Ansonsten scheint es mächtig Glück im Unglück gewesen zu sein. Wiedereinmal werde ich daran erinnert vorsichtig zu sein und das es beim Reisen nicht auf Geschwindigkeit ankommt. 

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